Donnerstag, 17. Januar 2008

Besuch bei meinen neuen-alten Leuten

KZ-Stutthof und Algerien...

Ich muss zugeben auf der Hinfahrt zu meinen beiden Alten habe ich mich nicht sonderlich wohl gefühlt- zu groß war meine Angst dass Langeweile aufkommt oder ich irgendwie an den konservativen Ansprüchen der beiden scheitere.
Bei meinem ersten Besuch der beiden hab ich mir nämlich förmlich den Arsch abgeschwitzt…
Ich glaube ich sollte die beiden zuerst beschreiben, dann ist alles eingängiger. Der ehrwürdige Mann ist über 90 Jahre alt, früher Professor für Wirtschaft an der Warschauer Uni. Während des zweiten Weltkrieges war er im KZ Stuffhof in der Nähe von Danzig, hat also schon so einiges durchgemacht. Interessanterweise hat er einige Jahre seines Lebens in Algerien verbracht und dort an der Uni gelehrt, sodass er immer noch fließend französisch spricht. Allgemein wirkt er sehr gebildet, besonnen und liebenswert. Er sieht aus wie ein richtig alter Herr, schneeweißes Haar sehr magere Figur und trotzdem noch lebhafte spitzbübische Augen.
Seine Frau, auch sehr alt und leider schon körperlich sehr behindert, ist auch sympatisch und spricht ein wenig Deutsch. Nach der Aussage ihrer Tochter lernt sie jeden Tag ein paar Deutsch Vokabeln und hat diese auch schon an mir ausprobiert.
Die beiden verlassen aufgrund der Hüftbeschwerden der Omi nicht mehr die Wohnung und das seit ungefähr 2 Jahren!!!! Die beiden beschäftigen eine Aushilfe, die jedoch schon auch einige Jahre auf dem Buckel hat… Daher komm ich ins Spiel um etwaige Mangel der Aushilfe auszugleichen und mich einfach mit den beiden zu unterhalten.
Zu unterhalten, auch auf französisch. Und das ist echt der Hammer denn seitdem ich Polnisch lerne, leiden meine Französischkenntnisse erheblich. Ich habe das Gefühl die beiden Sprachen, vorstellbar als Schablonen, schieben sich übereinander je besser mein Polnisch wird. Wenn ich nun ein Wort auf Polnisch kenne fällt mir der frz Counterpart nicht mehr ein. Sehr ärgerlich.
Dadurch werden die Unterhaltungen mit dem alten Herren auf französisch immer sehr anstrengend. Ich habe schon überlegt, ob ich ihn bitten soll, dass wir nur noch auf polnisch reden. Andererseits ist das mal ne nette Herausforderung mit den zwei Sprachen nebeneinander.
Lustigerweise rief die Frau immer wenn sich unsere Unterhaltung auf frz erschöpfte, aus dem Off (Küche- sie zieht sich dorthin zurück wenn wir beide reden) wir sollen doch weiter reden. Lol . Also immer neue Themen gefunden bis diese wieder erschöpft waren. Super-Sarko, Buthi, Obama und Clinton und die ganze Politik von Tusk bis Merkel – Ja obwohl sie eine Frau ist, ihre Politik erscheint nicht unbedingt schlecht *O-Ton der Frau*
Dementsprechend bin ich etwas verängstigt zu dem nächsten Treffen gefahren. Wieder viele erzwungene Gesprächsthemen???
Glücklicherweise war es dieses Mal viel entspannter und die Themen kamen von selbst. Sogar vorher gefürchtete Momente wie eine stille Minute traten ein, ohne das dies ein Problem war. Dazu nette Kekse und einen herzhaften schwarzen tee- gute Rentnerrunde ebend. Puh…. In Zukunft werde ich also viel entspannter zu den Alten fahren!!!
Da fällt mir auf: Klingt „Alten“ eigentlich komisch? Mhhh Ich will die beiden ja nicht deklassieren, sind schon echt sympathische Leute…
Ich werde die beiden (Alten) voraussichtlich zweimal die Woche besuchen, immer gegen Abends. Dadurch hab ich in der Fundacja eine Verkürzung der Arbeitszeit erwirkt, sodass ich auch mal um zwölf im Büro erscheinen kann –hehe!
Dann kann ich den Tag davor auch mal länger Bücher lesen oder andere Sachen machen :)

Na gut, ich denke die beiden werden viel Schreibstoff liefern, i keep u guys on track…

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

bücher lesen ist zu jeder tages- und nachtzeit eine gute alternative! allerdings wird man mental abhängig, wenn man zu oft bücher liest!

hehe.

alter bürofuzzi ;)