Dienstag, 11. Dezember 2007

auf Arbeit

Ich muss muss grad nen deutschen Text korrigieren, ich fand ihn ziemlich krass: (Es geht um die Behandlung der polnischen Kulturgueter seitens der Nazis)

Sie [Wehrmachtssoldaten] stürtzten sich mit Stöcken aus dem Bestand des Museums – schreibt am 14 August Stanisław Lorentz – sie nehmen neue Exponate, brechen Klingen... Kisten mit Ornamenten sind am schlimmsten zerschlagen, Gegenstände wurden durch die Gegend geworfen, sie trampeln über Gurte, Elfenbein, Uhren. In den Fenstern Bücher aus Vitrinen, Kisten mit historischen Gegenständen, Gemälde dienen zur Abdeckung [von Fenstern], prähistorische Archäologie wird weniger verschleppt, denn sie ist aus Ton usw. [...] In den Sälen schlafen sie. Gemälde liegen verstreut, sind durchlöchert. Ich stelle auch folgende Barbarei fest: In der Münzabteilung sind weitere Schubladen rausgeworfen, die Vitrine mit Religionsmedaillen zerschlagen- sie liegen auf dem Boden herum. In der Bibliothek stehen Maschienengewehrbarrikaden aus Büchern. [...] In der Graphik ausgehobene Türen. [...] Im Kirchensaal ist das Silber und mittelalterliche Exponate aus Verstecken umhergeworfen, das meiste geplündert. In diesem Saal plündern 3 Soldaten Sammlungen aus dem Belvederemuseum von Marschall Pilsudski. [...] Im Saskisaal sind erneut Spuren von Suchaktionen an denselben Kisten mit Ornamenten hinterlassen. Adelsgurte, die ich nach dem ersten Raub wieder beisammengelegt habe, liegen wieder verstreut rum, ebeso Kelche, Monstranzen... [...] Schlaflager für etwa 6-8 Soldaten waren aus historischen Stoffen errichtet – aus Wandteppichen, Teppichen ... Ich ermahne sie – keine Reaktion. [...] Im großen Saal spielen sie auf dem Klavier von Chopin. [...] Auf der Badezimmergarnitur Ludwig des XVI sitzen sie. [...] Der Kapitän und Offiziere sehen es als selbstverständlich, dass sie Gegenstände zur Erinnerung mitnehmen. Und weiter: Alle Sanitäranlagen sind – 17 August – wieder mit Wasser überflutet. Daher nehmen sie [die Deutschen] Musealien, hauptsächlich Bücher, um die nassen Böden trockenzulegen, um die Schuhe nicht durchzunässen. Am 27 August: Die Soldaten löchern mit 31 Bogenschüssen aus dem Zeughaus das Riesenportrait der Gräfin Krasińska mit ihren Kindern, von Winterhalter gemalt, wobei 11 Schüsse im Potrait steckenblieben.
S. Lorentz, W Muzeum i gdzie indziej, w: Walka o dobra kultury..., t. 1, s. 54-56, 62.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ein text, der die deutsch- polnische aussöhnung förmlich herbeizaubern wird! toll!

Anonym hat gesagt…

welch ironischer unterton...
Ich fand den Bericht einfach unheimlich lebendig und zeigt wie die nazis auch in der kultur gewuetet haben.
findest du den den ausschnitt zu einseitig?

Anonym hat gesagt…

nein, das nicht. klar sollte man sich damit beschäftigen. aber ich finde, dass man auf diesem thema nicht mehr als nötig herumtrampeln sollte. du arbeitest bei der deutsch- polnischen aussöhnung. indem man solche texte propagiert, wirds nich besser. das einzige, was du damit erreichst ist: ooooooooooh... böse deustche.... ich versteh die polen, dass sie nichts mit den deutschen zu tun haben wollen. ich versteh die anti-deutschlandpolitik der polen.

indem du diese texte veröffentlichst, nimmst du den deutschen ein wenig das recht, offen die polnische politik zu kritisieren. denn dann kommen argumente wie: aber die deutschen... die waren doch die schlimmen

willst du, dass sich polen auf diesem credit ausruht? sicher nicht. du willst die deutsch- polnische aussöhnung!