Montag, 31. März 2008

Schlesien und Berlin - Urlaub

Die letzte Woche war sehr turbulent, ich habe mir eine Woche Auszeit von Warschau gegönnt - über Ostern wurde dank Kamils weit verzweigter Familie Schlesien bereist und anschließend kurz aber intensiv Berlin genossen.
Schlesien
Schlesien. Über Ostern. Kamil hat dort viel Verwandtschaft, die mal wieder die Polnische Gastfreundschaft bewiesen haben. Kamil, Clara und ich waren ständig bei irgendeinem Teil der Kamilschen Sippe eingeladen zum Kaffee, Kuchen, Braten, Frühstück, Kuchen, Kaffee – bis alles wurstig aus den Ohren quoll. Praktischerweise wohnen fast alle seine Verwandten im selben Dorf, Rybnik, auf dem gleichen Berg, daher konnten wir dann immer schwerfällig gezeichnet vom mästen von Haus zu Haus rollen zur nächsten Mahlzeit. Natürlich gehört zu einem Schlesienbesuch, besonders über Ostern, ein katholischer Gottesdienst dazu. Auf der Wertigkeitsskala sogar noch über dem Kuchen rangierend. Deshalb waren wir mehrmals bei den recht beeindruckenden Ostermessen dabei und haben auch Kamils Ahnen auf dem Friedhof besucht. Die Schlesier sind sehr gläubig und die Kirchen proppenvoll, von Jung bis Alt ist meistens das ganze Dorf vertreten. Die Mentalität der Leute hat mir sehr gefallen, nur die Landschaft fand ich nicht besonders ansprechend. Schlesien ist ländlich geprägt, leicht hügelig, aber mit einem nicht abstreitbaren industriellen Einschlag. Die Region war bis zum Ende des Kommunismus nämlich eine der stärksten Wirtschaftsregionen aufgrund der riesigen Steinkohlevorkommen. Das hat sich nun ähnlich wie im Ruhrgebiet radikal geändert, viele Menschen sind arbeitslos, die Kohle bleibt im Gestein – nur die Zechentürme ragen frech hier und da in den Himmel. Das ergibt einen komischen Mix aus kleinen Ackerschollen, Hütten und den Schloten. Die meisten Menschen heizen trotzdem weiterhin mit Kohle, daher riecht es permanent nach Verbranntem. Wie in Schrebergärteensiedlungen.

Interessantweise ist die Region recht eng mit Deutschland verbunden. So fahren oft Autos mit deutschen Kennzeichen umher, ich habe das Gefühl, ähnlich wie Kamils Familie, sind viele polnische Schlesier zu uns ausgewandert und kommen nun öfters die Familie besuchen. Bei einigen Familien, so wurde uns berichtet, musste der Großvater sogar noch in der Wehrmacht dienen. Erstaunlichweise können auch viele alte Leute noch ein paar Brocken Deutsch. Klar, Rybnik lag direkt an der alten deutschen Grenze und besaß auch einen Anteil deutscher Bevölkerung.

Berlin
Am Montag ging es dann von Katowice per Expresszug in 8,5 h zügig nach Berlin. Meine beiden Mitbewohner fuhren wieder nach Warschau und ich wollte mich noch ein wenig in der Heimat vergnügen. Die knappe Woche war sehr intensiv, ich muss diese Woche eine Menge Schlaf nachholen. Höhepunkte der Woche war der Vortragsabend am Freitag bei den Mahlsdorfer Großeltern zu dem Thema „Kirche unter zwei Diktaturen“, der nachgefeierte Geburtstag des Bucher Opas nebst leckerer Himbeertorte und deftigem Drink und am Samstag abschließend die Geburtstagsfeier von Robsen und Benjamin. Miteingeladen war auch Hannes, den hatte ich ja auch ne Ewigkeit nicht mehr gesehen! Ach ja, Caio, Mensch den hätte ich fast vergessen! Den habe ich auch gleich mehrmals getroffen! Ein ganz guter Bekannter aus Brasilien, der mit mir ein halbes Jahr auf das Internat in Maine gegangen ist. Dort haben wir uns bestens verstanden aber seitdem leider nicht mehr gesehen. Deshalb war ich überglücklich dass es geklappt hat uns einmal wiederzusehen!!! Fritz hab ich auch mehrmals getroffen und wir haben uns über Gott und die Welt und die Bundeswehr unterhalten. Ich könnte die Liste noch ein wenig weiterführen, aber ich glaub der Eindruck reicht, es war eine schöne, erfahrungsreiche aber auch stressige Woche! Bilder kommen übrigens noch…

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